Die Kläger kündigten das Wohnraummietverhältnis gegenüber dem beklagten Mieter mit Schreiben vom 23.06.2020 zum 31.03.2021. Dem Widersprach der Beklagte mit Schreiben vom 29.01.2021 und verwes darin darauf, er sei auf Suche nach einer Ersatzwohnung, habe aber noch keine gefunden; nach dem jetzigen Stand sei er zum 31.03.2021 obdachlos, was eine nicht zu rechtfertigende Härte nach § 574 Abs. 2 BGB darstelle. Am 22.02.2021 erhoben die Kläger eingehend beim Amtsgericht Räumungsklage mit dem Antrag zur Räumung und Herausgabe „spätestens am 31.03.2021“. Der Beklagte zeigte schriftsätzlich am 30.03.2021 seine Verteidigungsbereitschaft an und teilte mit, er habe eine Wohnung gefunden und würde die streitbefangene Wohnung am 31.03.2021 zurückgeben, was auch erfolgte. Beide Parteien erklärten daraufhin nach dem 31.03.2021 die Hauptsache für erledigt und stellten Kostenanträge. Das Amtsgericht erlegte dem Beklagten die Kosten auf; auf die sofortige Beschwerde desselben änderte das Landgericht dies ab und erlegte den Klägern die Kosten auf. Auf die zugelassene Rechtsbeschwerde hob der BGH den Beschluss des Landgerichts auf und verwies den Rechtsstreit an dieses zurück.
Problematisch waren vorliegend die Voraussetzungen für eine Klage auf künftige Leistung gem. § 259 ZPO. Die Räumungsklage wurde vorliegend vor der Fälligkeit des Räumungs- und Herausgabeanspruchs erhoben.
Der BGH sah die Klage als zulässig an. Dabei könne dahinstehen, ob man für die Zulässigkeit auf den Zeitpunkt des erledigenden Ereignisses oder auf den Zeitpunkt der zustimmenden Erklärung des Prozessgegners abstelle. Würde man hier auf die Zustimmung zur Erledigungserklärung abstellen, sei die Klage zulässig, da sie zu diesem Zeitpunkt wirksam nicht mehr auf künftige Leistung gerichtet gewesen wäre, sondern es sich um eine allgemeine Leistungsklage gehandelt hätte. Für den anderen Fall (Eintritt des erledigenden Ereignisses) gelte für die Besorgnis nicht rechtzeitiger Leistung iSv. § 259 ZPO für Schuldner von Wohnraummietverhältnissen, die unter Verweis auf eine bisher erfolglose Suche nach Ersatz auch für die Zeit nach Beendigung des Wohnraummietverhältnisses ihren Verbleib ankündigen würden, nichts anders als bei anderen Fallgestaltungen.
Abzustellen sei hier auf den Inhalt des (anwaltlichen) Widerspruchsschreibens, mit dem sich der Beklagte auf die Kündigung geäußert habe. Das Landgericht hatte angenommen, daraus sei nicht ersichtlich, dass sich der Beklagte seiner Verpflichtung zur fristgerechten Räumung und Herausgabe habe entziehen wollen und die Wirksamkeit der Kündigungserklärung angezweifelt. Dem folgte der BGH nicht; er wies darauf hin, dass diese Ansicht mit Differenzierungen von verschiedenen Instanzgerichten vertreten würde. Doch sei diese Ansicht zur einschränkenden Auslegung des § 259 ZPO abzulehnen. Entscheidend sei, ob der Vermieter aufgrund der Erklärung oder des sonstigen Verhaltens des Mieters davon ausgehen musste, der Mieter würde zum Zeitpunkt der Beendigung des Mietverhältnisses nicht zur Räumung und Herausgabe bereit sein.
Ein „Sich-Entziehen“ nach dem Wortlaut des § 259 ZPO sei auch dann zu besorgen, mache der Mieter deutlich, er werde mangels Verfügbarkeit von Ersatzwohnraum in der Wohnung verbleiben. Damit habe er die Nichterfüllung seiner Leistungspflicht in seinen Willen aufgenommen. § 259 ZPO verlange keine Böswilligkeit des Schuldners (im Sinne eines Erschwerens oder Hintertreibens der Befriedigung, RGZR 132m 338m 229f). Das „Nicht-Entziehen“ enthalte kein bewertendes Element; maßgeblich sei alleine die mangelnde Bereitschaft des Schuldners zur rechtzeitigen Leistung.
Die für ein „Nicht-Entziehen“ erforderliche Ursächlichkeit des Willens des Schuldners für das Ausbleiben der rechtzeitigen Leistung läge auch dann vor, wenn ein Mieter (wie hier) den Verbleib trotz Kündigung ankündigt, da ihm Ersatzwohnraum nicht zur Verfügung stünde. Die Motive des Mieters seien nur insoweit bedeutsam, als sie dem Vermieter einen Rückschluss auf die Absicht des Schuldners und dessen Ernsthaftigkeit erlauben würden. Der Vermieter müsse aus den ihm erkennbaren Umständen aber keine Gewissheit über den Willen des Mieters erlangen.
§ 259 ZPO bezwecke den Schutz des
Gläubigers, der bei Gefährdung seines Anspruchs nicht - wie sonst - zuwarten
müsse, bis der Anspruch fällig wird. Belange des Schuldners im Hinblick auf
nach dem Schluss der mündlichen Verhandlung und dem Eintritt der Fälligkeit
entstandene Einwendungen könnten nach § 767 ZPO (Vollstreckungsabwehrklage) und
einer einstweiligen Einstellung der Zwangsvollstreckung gem. § 769 ZPO
hinreichend gewahrt werden.
Im Falle der ordentlichen Kündigung sei der Mieter in dem Besitz der Mieträume geschützt, auch wenn bereits zuvor eine Verurteilung zur Räumung und Herausgabe ergehen würde. Der Mieter könne auch dann noch innerhalb der Frist von zwei Monaten vor Beendigung des Mietverhältnisses (§ 574b Abs. 2 S. 1 BGB) bzw., wenn der Vermieter über diese Frist nicht aufgeklärt hat, bis zum ersten Termin des Räumungsrechtsstreits (§ 574b Abs. 2 S. 2 BGB) der Kündigung widersprechen und Härtegründe geltend machen.
Der vorliegend vom Beklagten vorgebrachte Umstand, keinen (angemessenen) Ersatzwohnraum (zu zumutbaren Bedingungen) bis zum Ablauf der Kündigungsfrist zu finden, sei als materiell-rechtlicher Gesichtspunkt bei der Abwägung zu den Folgen einer ordentlichen Kündigung von Wohnraum bedeutsam (§ 574 Abs. 2 BGB). Zudem könnten Verzögerungen bei der Wohnungssuche durch ein sofortiges Anerkenntnis bei Bewilligung einer Räumungsfrist nach § 93b Abs. 3 ZPO sowie durch Bewilligung einer Räumungsfrist gem. § 721 Abs. 1 und 2 ZPO Rechnung getragen werden.
BGH, Beschluss vom
25.10.2022 - VIII ZB 58/21 -
Aus den Gründen:
Tenor
Auf die Rechtsbeschwerde der Kläger wird
der Beschluss der 14. Zivilkammer des Landgerichts Lübeck vom 23. September
2021 aufgehoben.
Die Sache wird zur erneuten Entscheidung, auch über die Kosten des Rechtsbeschwerdeverfahrens, an das Beschwerdegericht zurückverwiesen.
Der Gegenstandswert des Rechtsbeschwerdeverfahrens wird auf bis zu 3.000 € festgesetzt.
Gründe
I.
Die Parteien
streiten nach übereinstimmender Erledigungserklärung um die Kosten eines
Räumungsrechtsstreits.
Die Kläger kündigten
mit Schreiben vom 23. Juni 2020 als Vermieter das mit dem Beklagten bestehende
Wohnraummietverhältnis wegen Eigenbedarfs zum 31. März 2021. Der Beklagte
widersprach der Kündigung mit anwaltlichem Schreiben vom 29. Januar 2021.
Hierbei teilte er mit, dass er zwar seit Erhalt der Kündigung auf Wohnungssuche
sei, eine Ersatzwohnung jedoch noch nicht gefunden habe. Sollte sich hieran
etwas ändern, werde er dies mitteilen. Zum jetzigen Zeitpunkt wäre er hingegen
mit Ablauf des 31. März 2021 obdachlos, so dass eine nicht zu rechtfertigende
Härte im Sinne von § 574 Abs. 2 BGB vorliege.
Mit am 22.
Februar 2021 beim Amtsgericht eingegangenem und dem Beklagten am 16. März 2021
zugestelltem Schriftsatz erhoben die Kläger eine auf Verurteilung des Beklagten
zur Räumung und Herausgabe der Wohnung "spätestens am 31. März 2021"
gerichtete Klage. Der Beklagte zeigte mit Schriftsatz vom 30. März 2021 seine
Verteidigungsbereitschaft an und teilte zugleich mit, dass er zwischenzeitlich
eine geeignete Wohnung gefunden habe und die Parteien deshalb eine Rückgabe der
Wohnung für den 31. März 2021 vereinbart hätten. Die Übergabe der Wohnung an
die Kläger erfolgte sodann an diesem Tag.
Die Parteien
haben daraufhin den Rechtsstreit in der Hauptsache übereinstimmend für erledigt
erklärt und widerstreitende Kostenanträge gestellt. Die zweite
Erledigungserklärung ist am 13. April 2021 bei Gericht eingegangen.
Das Amtsgericht
hat dem Beklagten die Kosten des Rechtsstreits auferlegt. Auf dessen sofortige
Beschwerde hat das Landgericht die Entscheidung abgeändert und die Kläger mit
den Kosten des Rechtsstreits belastet. Mit der vom Beschwerdegericht im
Hinblick auf divergierende Entscheidungen der Instanzgerichte zur Anwendbarkeit
von § 259 ZPO im Falle eines Widerspruchs des Mieters gemäß § 574
Abs. 2 BGB zugelassenen Rechtsbeschwerde begehren die Kläger die
Wiederherstellung der amtsgerichtlichen Entscheidung.
II.
Die
Rechtsbeschwerde ist aufgrund ihrer Zulassung durch das Beschwerdegericht
statthaft und auch im Übrigen zulässig. Zwar ist es - auch im
Rechtsbeschwerdeverfahren - nicht Zweck einer Kostenentscheidung nach
§ 91a ZPO, Rechtsfragen von grundsätzlicher Bedeutung zu klären oder das
Recht fortzubilden. Die Zulassung der Rechtsbeschwerde kommt in solchen Fällen
nur in Betracht, soweit es um die Klärung prozessualer Fragen zu § 91a ZPO
geht (BGH, Beschluss vom 10. April 2018 - KVZ 37/17, NZKart 2018, 320 Rn. 12
mwN; vgl. auch BGH, Beschluss vom 28. Oktober 2008 - VIII ZB 28/08, NJW-RR
2009, 422 Rn. 5 [keine Klärung von Fragen des Zwangsvollstreckungsrechts];
Urteile vom 21. Dezember 2006 - IX ZR 66/05, NJW 2007, 1591 Rn. 23 f.; vom 12.
Mai 2011 - I ZR 20/10, GRUR 2011, 1140 Rn. 30 [jeweils zur revisionsrechtlichen
Überprüfung gemischter Kostenentscheidungen]). Die gleichwohl erfolgte
Zulassung bindet den Senat aber gemäß § 574 Abs. 1 Satz 1
Nr. 2, Abs. 3 Satz 2 ZPO.
Die
Rechtsbeschwerde hat auch in der Sache Erfolg und führt zur Aufhebung des
angefochtenen Beschlusses sowie zur Zurückverweisung der Sache an das
Beschwerdegericht.
1. Das
Beschwerdegericht hat gemeint, die Kosten des Räumungsrechtsstreits seien den
Klägern gemäß § 91a Abs. 1 Satz 1 ZPO aufzuerlegen, weil deren
Räumungsklage in dem nach seiner Ansicht für die Prüfung der Erfolgsaussichten
maßgeblichen Zeitpunkt vor Eintritt des erledigenden Ereignisses - hier vor der
am 31. März 2021 erfolgten Rückgabe der Wohnung - unzulässig gewesen sei. Der
geltend gemachte Räumungsanspruch sei vor dem Ablauf des betreffenden Tages
nicht fällig gewesen. Auf die Ausnahmebestimmung des § 259 ZPO, die eine
Klage auf künftige Leistung ermögliche, könnten sich die Kläger nicht berufen.
Bei
Räumungsklagen lägen deren Voraussetzungen nur vor, wenn der Mieter seine
Verpflichtung zur Räumung und Herausgabe bestreite, nicht hingegen, wenn er sich
- wie hier - zwar grundsätzlich dazu bereit erkläre, zugleich aber darauf
hinweise, dass ihm die entsprechende Leistung aufgrund fehlenden
Ersatzwohnraums rein tatsächlich nicht möglich sein könnte. Auch der
Widerspruch gegen die Kündigung gemäß §§ 574 ff. BGB rechtfertige für sich
genommen nicht die Besorgnis, der Mieter werde sich der Räumungspflicht
entziehen. Vielmehr komme es auf die Einzelfallumstände, insbesondere auf die
Begründung des Widerspruchs, an. Vorliegend sei der Widerspruch nur vor dem Hintergrund
der laufenden und auch nach dem Widerspruch fortgeführten Suche des Beklagten
nach Ersatzwohnraum und der damit verbundenen Ungewissheit erfolgt. Es lasse
sich deshalb nicht feststellen, dass sich der Beklagte der Pflicht zur
fristgerechten Räumung und Herausgabe habe entziehen wollen.
2. Diese
Erwägungen tragen eine Kostenentscheidung gemäß § 91a Abs. 1
Satz 1 ZPO allein zu Lasten der Kläger nicht. Das Beschwerdegericht ist
bei seiner Billigkeitsentscheidung von einem unzutreffenden rechtlichen Maßstab
ausgegangen.
Dabei kann
dahinstehen, ob für die Zulässigkeit der Klage auf den Zeitpunkt des
erledigenden Ereignisses (vgl. BGH, Beschlüsse vom 8. März 2022 - XI ZR 571/21,
ZInsO 2022, 935 Rn. 10; vom 24. September 2020 - IX ZB 71/19, NJW-RR 2020, 1440
Rn. 15 [zur Erledigungserklärung des Insolvenzantrags]; vom 9. Juni 2010 - XII
ZR 183/08, juris Rn. 3; vom 11. Dezember 2003 - I ZR 68/01, juris Rn. 9 f. [bei
Änderung der Rechtslage]) oder auf den Zeitpunkt der zustimmenden Erklärung des
Prozessgegners (vgl. Zöller/Althammer, ZPO, 34. Aufl., § 91a Rn. 26;
BeckOK-ZPO/Jaspersen, Stand: 1. September 2022, § 91a Rn. 29; unklar
Prütting/Gehrlein/Hausherr, ZPO, 14. Aufl., § 91a Rn. 23, 29 f.)
abzustellen ist. Denn in beiden Fällen wäre die Zulässigkeit der Klage zu
bejahen.
Bei der zweiten
Fallgestaltung wäre der Räumungsanspruch bereits fällig gewesen, so dass die
ursprünglich nach § 259 ZPO erhobene Klage nun nicht mehr auf eine
künftige Leistung gerichtet, sondern als allgemeine Leistungsklage statthaft
wäre (vgl. Senatsurteil vom 4. Mai 2005 - VIII ZR 5/04, NZM 2005, 582 unter II
1; BAG, NJW 2015, 1773 Rn. 14 f.; Zöller/Greger, aaO, § 257 Rn. 6;
BeckOK-ZPO/Bacher, Stand: 1. September 2022, § 257 Rn. 5). Auf die
Voraussetzungen des § 259 ZPO käme es damit nicht mehr an.
Geht man
demgegenüber - abstellend auf den erstgenannten Zeitpunkt - von einer Klage auf
künftige Leistung (§ 259 ZPO) aus, gilt für die Besorgnis der nicht
rechtzeitigen Leistung des Schuldners im Sinne des § 259 ZPO - anders als
das Beschwerdegericht gemeint hat - kein besonderer, von anderen
Fallgestaltungen dieser Vorschrift abweichender Maßstab, wenn es sich bei dem
Schuldner um einen Wohnraummieter handelt, der unter Verweis auf die bislang
erfolglose Suche nach Ersatzwohnraum den weiteren Verbleib in den Mieträumen
auch für die Zeit nach Beendigung des Mietverhältnisses ankündigt.
a)
Soweit § 259 ZPO voraussetzt, dass "den Umständen nach" die
Besorgnis gerechtfertigt sei, der Schuldner werde sich der rechtzeitigen
Leistung entziehen, hat das Beschwerdegericht zu Recht (allein) auf das
anwaltliche Widerspruchsschreiben des Beklagten vom 29. Januar 2021 und die
sich hieraus für die Bereitschaft des Beklagten zur Erfüllung des geltend
gemachten Räumungs- und Herausgabeanspruchs ergebenden Gesichtspunkte abgestellt.
Denn nach den rechtsfehlerfreien und von der Rechtsbeschwerde nicht
angegriffenen Feststellungen des Beschwerdegerichts hat sich der Beklagte
gegenüber den Klägern lediglich auf diesem Wege zeitlich nachfolgend zu deren
Kündigungserklärung vom 23. Juni 2020 geäußert.
b)
Rechtsfehlerhaft ist jedoch die hierauf gestützte Annahme des
Beschwerdegerichts, es sei nicht festzustellen, dass sich der Beklagte seiner
Verpflichtung zur fristgerechten Räumung und Herausgabe im Sinne des § 259
ZPO habe entziehen wollen, da er lediglich auf die bislang erfolglose
Wohnungssuche verwiesen, nicht aber seine Verpflichtung zur Räumung und
Herausgabe der Wohnung - gemeint: die Wirksamkeit der Kündigungserklärung der
Kläger - grundsätzlich angezweifelt habe. Denn der Beklagte hat mit dem
Widerspruchsschreiben - was für § 259 ZPO ausreicht - eindeutig zu
erkennen gegeben, dass er gegenwärtig und bei unverändert bleibender Situation,
nämlich der weiteren Erfolglosigkeit seiner Suche nach einer neuen Wohnung,
auch im Zeitpunkt der Beendigung des Mietverhältnisses nicht zu einem Auszug
aus der Wohnung der Kläger bereit ist.
aa)
Allerdings ist die vom Beschwerdegericht vorgenommene Auslegung des § 259
ZPO bei Klagen auf Verurteilung zur künftigen Räumung von Wohnraum - mit
verschiedenen Differenzierungen - auch in der Instanzrechtsprechung und
Literatur anzutreffen. Nach dieser Ansicht sollen die Voraussetzungen dieser
Vorschrift nur dann gegeben sein, wenn der Mieter durch ein ernstliches
Bestreiten des Kündigungsgrunds eindeutig zu erkennen gebe, dass er zu einer
fristgerechten Räumung nicht gewillt sei. Hingegen genüge es für die Annahme
einer Besorgnis im Sinne der Vorschrift nicht, wenn der Mieter den Vermieter -
im Rahmen eines Widerspruchs gegen die Kündigung oder auf andere Weise - auf
Schwierigkeiten bei der Suche nach Ersatzwohnraum hinweise (vgl. für den
pauschalen oder vorsorglichen Hinweis OLG Karlsruhe, WuM 1983, 253, 254; LG
Köln, WuM 1993, 542; NJW-RR 1996, 778; AG Ulm, Beschluss vom 7. August 2006 - 3
C 329/06, juris Rn. 4 [obiter dictum]; AG Köln, Urteil vom 12. März 2008 - 203
C 515/07, juris Rn. 18; AG Pforzheim, Urteil vom 9. November 2016 - 3 C 129/16,
juris Rn. 19; LG Kempten, NJW-RR 1993, 1101; Staudinger/Rolfs, BGB, Neubearb.
2021, § 574b Rn. 16; Schmidt-Futterer/Streyl, Mietrecht, 15. Aufl.,
§ 546 BGB Rn. 128; für Vortrag zu konkreten Schwierigkeiten AG Waiblingen,
WuM 1989, 428; differenzierend danach, ob Hinweis im Rahmen eines Widerspruchs
Binder, AnwZert MietR 20/2017 Anm. 2; Lützenkirchen/Monschau, Anwalts-Handbuch
Mietrecht, 6. Aufl., Abschnitt M Rn. 196 f.; LG Wiesbaden, WuM 1989, 428; für
durch Hinweis auf Suche begründete Aussicht auf rechtzeitige Räumung AG
Fritzlar, WuM 1998, 606).
bb) Eine
solche, die gesetzliche Klagemöglichkeit des Vermieters von Wohnraum
einschränkende Auslegung des § 259 ZPO, ist abzulehnen. Auch in den Fällen
des Widerspruchs eines Wohnraummieters gegen die Kündigung des
Mietverhältnisses (§§ 574 ff. BGB) kommt es grundsätzlich darauf an, ob
der Vermieter aufgrund der Erklärung oder des sonstigen Verhaltens des Mieters
davon ausgehen musste, dieser werde zu einer Räumung und Herausgabe der
Mieträume im Zeitpunkt der (vom Vermieter geltend gemachten) Beendigung des
Mietverhältnisses nicht bereit sein.
(1) Das
nach dem Wortlaut des § 259 ZPO erforderliche "Sich-Entziehen"
des Schuldners hinsichtlich seiner Leistungspflicht ist auch dann zu besorgen,
wenn der Mieter deutlich gemacht hat, er werde mangels Verfügbarkeit von
Ersatzwohnraum über den Zeitpunkt der Beendigung des Mietverhältnisses hinaus
in der Wohnung des Vermieters verbleiben. Auch in diesem Fall hat er - entgegen
der Ansicht der Beschwerdeerwiderung - die Nichterfüllung der Leistungspflicht
in seinen Willen aufgenommen.
(a) Ein
das zukünftige Verhalten des Schuldners bewertendes Element ist - wie das
Beschwerdegericht noch richtig gesehen hat - mit der Formulierung des
"Sich-Entziehens" nicht verbunden. Insbesondere verlangt § 259
ZPO nicht die Böswilligkeit des Schuldners hinsichtlich der geltend gemachten
Leistungspflicht im Sinne eines Erschwerens oder Hintertreibens der
Befriedigung des Gläubigers (grundlegend bereits RGZ 132, 338, 339 f. mwN;
siehe auch Wieczorek/Schütze/Assmann, ZPO, 4. Aufl., § 259 Rn. 18;
MünchKomm-BGB/Becker-Eberhard, 6. Aufl., § 259 Rn. 13). Maßgeblich ist
allein die mangelnde Bereitschaft des Schuldners zur rechtzeitigen Leistung
(vgl. BGH, Urteile vom 14. Dezember 1998 - II ZR 330/97, NJW 1999, 954 unter II
2; vom 4. Mai 2011 - VIII ZR 146/10, NZM 2011, 882 Rn. 15; vom 20. Dezember
2018 - VII ZR 69/18, NJW 2019, 1674 Rn. 14). Erklärt der Schuldner ernsthaft,
er brauche nicht zu leisten oder er wolle den gegen ihn erhobenen Anspruch
nicht erfüllen, ist in der Regel die Besorgnis gerechtfertigt, er werde die
erklärte Absicht - die fehlende Bereitschaft zur Erfüllung - beim Fälligwerden
der Leistung auch in die Tat umsetzen (vgl. RG, aaO; BGH, Urteile vom 17. April
1952 - III ZR 109/50, BGHZ 5, 342, 344; vom 14. Dezember 1998 - II ZR 330/97,
aaO; vom 5. April 2001 - IX ZR 441/99, BGHZ 147, 225, 231; vom 20. Juni 2005 -
II ZR 366/03, NJW-RR 2005, 1518 unter II 2; Beschluss vom 20. November 2002 -
VIII ZB 66/02, NJW 2003, 1395 unter II 2 b bb; jeweils mwN).
(b) Die
für ein "Sich-Entziehen" erforderliche Ursächlichkeit des Willens des
Schuldners für das Ausbleiben der rechtzeitigen Leistung (vgl. nur
Wieczorek/Schütze/Assmann, aaO Rn. 2, 17 f.; Stein/Jonas/Roth, ZPO, 23. Aufl.,
§ 259 Rn. 14; Rosenberg/Schwab/Gottwald, Zivilprozessrecht, 18. Aufl.,
§ 90 Rn. 18; Prütting/Gehrlein/Geisler, ZPO, 14. Aufl., § 259 Rn. 3)
ist - entgegen der Ansicht des Beschwerdegerichts - auch dann gegeben, wenn ein
Mieter seinen Verbleib in den Mieträumen trotz der Beendigung des
Mietverhältnisses ankündigt, weil ihm Ersatzwohnraum nicht zur Verfügung steht.
Unerheblich ist
es zudem, ob sich der Mieter zu dem angekündigten Verhalten berechtigt halten
durfte (vgl. RGZ 132, 338, 340). Seine Motive für die fehlende Bereitschaft zur
Leistung bei Fälligkeit sind allenfalls insoweit von Bedeutung, als sie dem
Vermieter einen Rückschluss auf die Absicht des Schuldners und deren
Ernsthaftigkeit erlauben. Da nach dem Wortlaut die Besorgnis einer nicht
rechtzeitigen Leistung genügt, muss der Vermieter aus den ihm erkennbaren
Umständen allerdings auch keine Gewissheit über den Willen des Mieters erlangt
haben.
(2) Ein
anderes Verständnis des § 259 ZPO in der hier vorliegenden
Sachverhaltskonstellation ist auch nicht aufgrund des vom Gesetzgeber mit der
Vorschrift verfolgten Regelungszwecks geboten, wie er sich unter
Berücksichtigung der Gesetzgebungsgeschichte ergibt.
(a) Die
nachträgliche Einfügung der Befugnis des Gläubigers zur Erhebung einer auf
Verurteilung zu künftiger Leistung gerichteten Klage (§§ 231a-c CPO, heute
§§ 257-259 ZPO) beruhte nicht etwa darauf, dass hiermit eine gegen die
Erfüllung des (künftigen) Anspruchs gerichtete Motivlage beim Schuldner
sanktioniert werden sollte. Vielmehr erkannte der historische Gesetzgeber das
praktische Bedürfnis des Verkehrs an, Gläubigern in bestimmten Fällen die
Wahrnehmung ihrer Rechte so zeitig zu ermöglichen, dass sie schon bei Eintritt
der Fälligkeit des Anspruchs über ein die Zwangsvollstreckung gestattendes
Urteil verfügen und mit der Zwangsvollstreckung beginnen können (vgl.
Hahn/Mugdan, Die gesamten Materialien zu den Reichs-Justizgesetzen, 1898, Band
VIII, S. 99 ff.; vgl. auch BGH, Urteil vom 20. Juni 1996 - III ZR 116/94,
juris Rn. 15; Rosenberg/Schwab/Gottwald, Zivilprozessrecht, 18. Aufl.,
§ 90 Rn. 15; Wieczorek/Schütze/Assmann, ZPO, 4. Aufl., § 259 Rn. 2;
Prütting/Gehrlein/Geisler, ZPO, 14. Aufl., § 257 Rn. 1, § 259 Rn. 1).
§ 259 ZPO
bezweckt damit den Schutz des Gläubigers, der bei Gefährdung seines Anspruchs
nicht, wie ansonsten erforderlich, mit der Erhebung der Klage zuwarten muss,
bis der Anspruch fällig ist, sondern diesen bereits geltend machen darf, wenn
er noch nicht fällig ist (Senatsurteil vom 12. Juli 2006 - VIII ZR 235/04,
NJW-RR 2006, 1485 Rn. 11; siehe auch Senatsbeschluss vom 20. November 2002 -
VIII ZB 66/02, NJW 2003, 1395 unter II b bb). Die Belange des Schuldners im
Hinblick auf die nach dem Schluss der mündlichen Verhandlung und dem Eintritt
der Fälligkeit entstandenen Einwendungen sind nach den Vorstellungen des
Gesetzgebers über die Möglichkeit einer Vollstreckungsgegenklage gemäß
§ 767 ZPO und einer einstweiligen Einstellung der Zwangsvollstreckung
gemäß § 769 ZPO hinreichend gewahrt (vgl. Hahn/Mugdan, aaO, S. 100;
für Klagen auf künftige Räumung OLG Karlsruhe, WuM 1983, 253, 254; Henssler,
NJW 1989, 138, 144; MünchKomm-ZPO/Becker-Eberhard, 6. Aufl., § 259 Rn. 10;
Musielak/Voit/Foerste, ZPO, 19. Aufl., § 259 Rn. 4; Stein/Jonas/Roth, ZPO,
23. Aufl., § 259 Rn. 13).
Ein solches
Bedürfnis des Gläubigers für eine gerichtliche Geltendmachung seines Anspruchs
bereits vor Fälligkeit bestand aus Sicht des historischen Gesetzgebers
insbesondere im Falle einer Kündigung des Mietverhältnisses durch den Vermieter
wegen des damit erfahrungsgemäß auftretenden Streits mit dem Mieter über die
behauptete Fälligkeit des Räumungsanspruchs und der mit einer daraus folgenden
Verzögerung verbundenen Gefahr für die Interessen des Vermieters (vgl.
Hahn/Mugdan, aaO S. 99). Deshalb sollte nach der ursprünglichen Fassung
des § 257 ZPO (§ 231a CPO) (auch) für die Klage auf künftige Räumung
von Wohnraum die (bloße) Abhängigkeit der Fälligkeit des Räumungsanspruchs vom
Eintritt eines bestimmten Kalendertags genügen.
Soweit für
Klagen des Gläubigers auf Verurteilung zu einer künftigen Leistung in anderen
Fällen die Besorgnis der nicht rechtzeitigen Leistung erforderlich sein sollte
(§ 231c CPO, § 259 ZPO), reichte hierfür nach den Vorstellungen des
Gesetzgebers das als Hauptanwendungsfall angesehene ausdrückliche Bestreiten
der Verbindlichkeit durch den Schuldner bereits vor deren Fälligkeit aus (vgl.
Hahn/Mugdan, aaO S. 100). Dass es weitergehend auf die hierfür vom
Schuldner angeführten Gründe ankommen sollte, lässt sich den
Gesetzesmaterialien hingegen nicht entnehmen.
(b) Mit
der Herausnahme der Klage auf künftige Räumung von Wohnraum aus dem
Anwendungsbereich des § 257 ZPO durch das Zweite Gesetz zur Änderung
mietrechtlicher Vorschriften vom 14. Juli 1964 (BGBl. I S. 457) hat der
Gesetzgeber nicht zugleich veränderte Anforderungen an das im Rahmen des
§ 259 ZPO maßgebliche Verhalten des Mieters als Schuldner der Leistung
gestellt. Als Folge der Änderung genügt es für die Zulässigkeit einer solchen
Klage lediglich nicht mehr, dass der Räumungsanspruch des Vermieters an den
Eintritt des für die Fälligkeit bestimmten Kalendertags geknüpft ist, sondern
es müssen stets die besonderen Anforderungen des § 259 ZPO vorliegen (vgl.
BT-Drucks. IV/806, S. 7 und 12). Aus Sicht des Gesetzgebers war mit dieser
Änderung dem Grundgedanken des sozialen Mietrechts gerade bei Kündigungen eines
auf unbestimmte Zeit eingegangenen Mietverhältnisses durch den Vermieter ausreichend
Rechnung getragen (vgl. BT-Drucks., aaO S. 12). Dafür, dass es - anders
als zuvor - nunmehr auf die vom Mieter gegen die (künftige) Fälligkeit der
Räumungsverpflichtung angeführten Gründe ankommen sollte, gibt es im
Gesetzgebungsverfahren keinen Anhaltspunkt.
(3) Auch
im Hinblick auf die gesetzliche Systematik, insbesondere auf die dem Schutz des
Mieters dienenden Vorschriften, ist die vom Beschwerdegericht vertretene
Einschränkung des Anwendungsbereichs von § 259 ZPO bei Räumungsklagen im
Wohnraummietverhältnis nicht geboten.
(a) Im
Falle der ordentlichen Kündigung des Mietverhältnisses ist der Mieter bis zum
Ablauf der gesetzlichen Kündigungsfrist in seinem Besitz an den Mieträumen
geschützt. Die Kündigungsfristen sind zugunsten des Mieters Mindestfristen; sie
sollen ihm ausreichend Zeit lassen, eine andere Wohnung zu finden (BT-Drucks.
IV/806, S. 7). Diese Rechtsposition wird durch eine bereits zuvor
ausgesprochene Verurteilung zur Räumung nicht berührt, da der Mieter durch die
Aufnahme der Bedingung - den Ablauf des letzten Tags der Frist - in das Urteil
hinreichend geschützt wird (vgl. allgemein hierzu BGH, Urteil vom 9. November
2017 - IX ZR 305/16, NJW 2018, 786 Rn. 14) und eine Vollstreckung des
Räumungsanspruchs erst nach diesem Zeitpunkt zulässig ist (vgl. § 751
Abs. 1 ZPO).
(b)
Unberührt von einer bereits vor Fälligkeit erhobenen Räumungsklage des
Vermieters bleibt auch das Recht des Mieters, der ordentlichen Kündigung des
Vermieters in Fällen einer unzumutbaren Härte gemäß §§ 574 ff. BGB zu
widersprechen und die Fortsetzung des Mietverhältnisses auf eine angemessene
Zeit zu verlangen. Insbesondere wird kein unzulässiger Zwang im Hinblick auf
die dem Mieter bis spätestens zwei Monate vor der Beendigung des
Mietverhältnisses (§ 574b Abs. 2 Satz 1 BGB) beziehungsweise -
bei unterbliebenem Hinweis des Vermieters auf die Möglichkeit des Widerspruchs
sowie auf dessen Form und Frist - noch bis zum ersten Termin des
Räumungsrechtsstreits (§ 574b Abs. 2 Satz 2 BGB) mögliche Entscheidung
darüber ausgeübt, ob er der Kündigung widerspricht oder diese akzeptiert.
(aa) Hat
der Vermieter Räumungsklage erhoben, obwohl der Mieter bis dahin weder der
Kündigung ausdrücklich widersprochen noch in anderer Weise zu erkennen gegeben
hatte, dass er dessen Räumungsbegehren bei Ablauf der Kündigungsfrist nicht
nachzukommen bereit sei, ist die Besorgnis einer bei Fälligkeit nicht
rechtzeitigen Räumung der Wohnung durch den Mieter nicht gerechtfertigt und die
Räumungsklage des Vermieters schon mangels Vorliegens der besonderen
Voraussetzungen des § 259 ZPO unzulässig.
(bb) Hat
der Mieter - wie hier der Beklagte - im Zeitpunkt der Klageerhebung der
Kündigung bereits widersprochen und die Fortsetzung des Mietverhältnisses
verlangt, sind seine Interessen auch bei Annahme einer hieraus folgenden
Zulässigkeit der Räumungsklage nach § 259 ZPO dadurch gewahrt, dass das
mit der Räumungsklage befasste Gericht nicht nur die Wirksamkeit der Kündigung
durch den Vermieter zu prüfen hat, sondern auch die vom Mieter für dessen Fortsetzungsbegehren
geltend gemachten Härtegründe.
Der - hier vom
Beklagten allein vorgebrachte - Umstand, dass vom Mieter angemessener
Ersatzwohnraum zu zumutbaren Bedingungen (möglicherweise) bis zum Ablauf der
Kündigungsfrist nicht beschafft werden kann, hat als materiell-rechtlicher
Gesichtspunkt bei der Abwägung zu den Folgen einer ordentlichen Kündigung von
Wohnraum Bedeutung (vgl. § 574 Abs. 2 BGB). Zudem kann Verzögerungen
bei der Wohnungssuche durch ein Vorgehen nach § 93b Abs. 3 ZPO (sofortiges
Anerkenntnis des Räumungsanspruchs bei Bewilligung einer Räumungsfrist) sowie
durch die Gewährung einer Räumungsfrist gemäß § 721 Abs. 1 und 2 ZPO
Rechnung getragen werden (vgl. Lützenkirchen, GE 2017, 1384, 1386).
Die
Geltendmachung einer unzumutbaren Härte des im Übrigen die Kündigung
hinnehmenden Mieters noch vor Ablauf der gesetzlichen Kündigungsfrist hat nach
der gesetzlichen Regelungssystematik hingegen nicht zur Folge, dass dem
Vermieter die durch das Verfahrensrecht eröffnete Möglichkeit einer
gerichtlichen Klärung des Bestehens seines Räumungsanspruchs bis zum Zeitpunkt
der Fälligkeit versperrt wäre. Weder soll durch die §§ 574 ff. BGB die
gerichtliche Prüfung auf einen Zeitpunkt erst nach Ablauf der Widerspruchsfrist
gemäß § 574b Abs. 2 Satz 1 BGB oder gar der gesetzlichen
Kündigungsfrist hinausgeschoben werden noch wäre ein dahingehendes Interesse
des Mieters schützenswert. Eine solche Verzögerung zu Lasten des Vermieters
käme einem vom Gesetzgeber nicht vorgesehenen zusätzlichen Kündigungsschutz
gleich (so auch OLG Karlsruhe, WuM 1983, 253, 254 [zur Zulässigkeit der Klage
nach § 259 ZPO vor Ablauf der Widerspruchsfrist]; Henssler, NJW 1989, 138,
142; Lützenkirchen, aaO S. 1387). Das Fristerfordernis des § 574b
Abs. 2 Satz 1 BGB würde in sein Gegenteil verkehrt (siehe Henssler,
NJW 1989, 138, 144). Denn dieses sichert die Dispositionsfreiheit des
Vermieters, der rechtzeitig vor Ablauf der Kündigungsfrist Klarheit über die
Vertragsbeendigung erlangen soll (vgl. nur BeckOGK-BGB/Emanuel, Stand: 1.
Oktober 2022, § 574b Rn. 3; Staudinger/Rolfs, BGB, Neubearb. 2021,
§ 574b Rn. 3, 10).
cc)
Unter Zugrundelegung dieses Maßstabs mussten die Kläger aufgrund des
Widerspruchsschreibens des Beklagten besorgen, dieser werde bei Beendigung des
Mietverhältnisses zum 31. März 2021 nicht zu einem Auszug aus der Wohnung
bereit sein.
Zwar waren vom
Beklagten gegen die Kündigung als solche keine Einwendungen vorgebracht worden.
Er hatte aber seine Bereitschaft zu einem fristgerechten Auszug davon abhängig
gemacht, dass er in der verbleibenden Zeit bis zur Beendigung des
Mietverhältnisses einen Ersatzwohnraum findet, und dementsprechend mit dem
Widerspruch gegen die Kündigung die Fortsetzung des Mietverhältnisses für einen
nicht näher bestimmten Zeitraum - bis zum Abschluss eines Mietvertrags über
einen Ersatzwohnraum - verlangt. Damit ist er der Berechtigung der Kläger, von
ihm zwei Monate später die Räumung und Herausgabe verlangen zu können,
ausdrücklich entgegengetreten.
Ob der Beklagte
noch rechtzeitig eine Ersatzwohnung finden würde, nachdem seine bereits mehr
als sieben Monate seit der Kündigung andauernde Wohnungssuche bis dahin
erfolglos geblieben war, war ungewiss. Der Beklagte hatte in seinem Schreiben
auch nur in Aussicht gestellt, die Kläger bei etwaigen Änderungen der aktuellen
Situation zu informieren. Unter diesen Umständen war es den Klägern nicht
zuzumuten, mit der Anrufung des Gerichts bis zum Ablauf der gesetzlichen
Kündigungsfrist abzuwarten, nur um nach Eintritt der Fälligkeit des
Räumungsanspruchs, falls der Beklagte - wie von ihm angekündigt - mangels einer
neuen Wohnung in den Mieträumen verblieb, doch noch zu einer gerichtlichen
Geltendmachung gezwungen zu sein.
Die Kläger
befanden sich damit in der Lage, in der nach dem Willen des Gesetzgebers einem
Gläubiger wegen der Gefährdung seines Anspruchs die Klage auf Verurteilung des
Schuldners zu künftiger Leistung eröffnet sein sollte. Die Zulässigkeit der von
den Klägern erhobenen Räumungsklage konnte deshalb nicht mangels Vorliegens der
Voraussetzungen des § 259 ZPO verneint werden.
III.
Nach alledem
ist der angefochtene Beschluss aufzuheben. Die Sache ist nicht zur
Endentscheidung reif, denn das Beschwerdegericht hat bei seiner
Ermessensentscheidung nach § 91a Abs. 1 Satz 1 ZPO lediglich auf
die - rechtsfehlerhaft angenommene - Unzulässigkeit der Räumungsklage
abgestellt und dementsprechend eine weitergehende summarische Prüfung nicht
vorgenommen. Die Sache ist deshalb zur erneuten Entscheidung, auch über die
Kosten des Rechtsbeschwerdeverfahrens, an das Beschwerdegericht zurückzuverweisen
(§ 577 Abs. 4 Satz 1 ZPO).
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