Die Klägerin, selbst Mitglied der beklagten Gemeinschaft der Wohnungseigentümer (GdWE), teilte als Bauträgerin das Grundstück, auf dem sich zwei Häuser befanden, wobei sie in jedem der Häuser (G-Str. 54 und G-Str. 56) Untergemeinschaften bildete. In der Gemeinschaftsordnung war aufgenommen worden, dass „die auf dem Grundstück aufstehenden Wohngebäude … im Ergebnis so weit wie möglich getrennt und unabhängig voneinander behandelt werden (sollen), so dass die Einheiten 1 bis 8 (G-Str. 54) und die Einheiten 9 – 13 (G-Str. 56) jeweils eine gesonderte Wirtschaftsgemeinschaft und hinsichtlich ihres Gebäudes eine eigene, getrennte Eigentümergemeinschaft bilden“. Ferner war aufgenommen, dass jede Untergemeinschaft eine eigene Eigentümerversammlung abhält, „die nur diese Gemeinschaft betrifft“.
Auf der außerordentlichen Eigentümerversammlung der Gesamtgemeinschaft vom 04.02.2020 wurde u.a. beschlossen, die Ausübung der auf die ordnungsgemäße Herstellung des Gemeinschaftseigentums gerichteten Erfüllungs- und Nacherfüllungsansprüche pp. die den Erwerben gegen die Klägerin als Bauträger zustehen, an sich zu ziehen. In der Folge wurde von der GdWE Klage gegen die Klägerin erhoben, wobei es sich bei den geltend gemachten Mängeln ausschließlich um solche handelte, die sich auf das Objekt G-Str, 54 bezogen. In einer weiteren Eigentümerversammlung vom 15.10.2021 der Gesamtgemeinschaft wurde zum Einen beschlossen, den Prozess zunächst fortzusetzen und ein vom Gericht beauftragtes Gutachten abzuwarten um dann mit der Klägerin einen Vergleich anzustreben (TOP 14), zum Anderen wurde eine Sonderumlage zur Prozessfinanzierung beschlossen (TOP 15). Die Klägerin wandte sich mit ihrer Klage gegen die benannten Beschlüsse der Versammlung vom 15.10.2021.
Während das Amtsgericht der Klage stattgab, wurde sie vom Landgericht abgewiesen. Die vom Landgericht zugelassene Revision wurde vom BGH zurückgewiesen.
Der BGH stellte fest, dass die Gesamtgemeinschaft zu TOP 14 Beschlusskompetenz hatte. Sie habe auf der Grundlage des Beschlusses vom 04.02.2020 die auf Mängelbeseitigung gerichteten Rechte durch den nicht angefochtenen Beschluss wirksam an sich gezogen und sei deshalb auch am 15.10.2021 befugt gewesen, über die mit dem Prozess verbundenen Folgeangelegenheiten zu entscheiden. Den Beschluss über die Vergemeinschaftung der Mängelrechet vom 04.02.2020 habe auch nur die Gesamtgemeinschaft, nicht die Untergemeinschaft G-Str. 54 fassen können.
Es könnten in Mehrhausanlagen durch Vereinbarung gem. § 10 Abs. 1 S. 2 WEG weitgehend verselbständigte Untergemeinschaften gebildet werden. Damit könnte den Mitgliedern der für einzelnen Gebäude gebildeten Untergemeinschaften durch die Gemeinschaftsordnung zwar die Kompetenz eingeräumt werden, unter Ausschluss anderer Eigentümer die Durchführung von Instandhaltungs-, Instandsetzungs- und Sanierungsmaßnahmen für das zu der jeweiligen Untergemeinschaft gehörende Gebäude zu beschließen, wenn zugleich bestimmt sei, dass auch diese Mitglieder alleine für die Kosten aufzukommen haben. Gleichwohl müsse aber auch dann, wenn die Untergemeinschaften in eigener Zuständigkeit über Lasten und Kosten entscheiden könnten, eine einheitliche Jahresabrechnung für die Gesamtgemeinschaft erstellt werden (vgl. BGH, Urteil vom 16.07.2021 –-V ZR 163/20 -). Offen bleibe, wie es sich verhalte, wenn nach der Teilungserklärung eine eigene Teilversammlung abgehalten werden dürfe und gleichwohl die Gesamtversammlung abstimmte.
Die Rechte wegen Mängeln des Gemeinschaftseigentums stünden den Erwerben aus den jeweiligen mit dem Veräußerer abgeschlossenen Verträgen zu. Der Erwerber könne deshalb solange seine individuellen Rechte aus dem Vertrag gegen den Veräußerer selbst verfolgen, solange dadurch nicht schützenswerte gemeinschaftsbezogene Interessen der Wohnungseigentümer oder schützenswerte Interessen des Veräußerers beeinträchtigt würden. Die GdWE sei von vornherein für die Geltendmachung und Durchsetzung solcher Rechte alleine zuständig, die ihrer Natur nach gemeinschaftsbezogen seien und ein eigenständiges Vorgehen der einzelnen Wohnungseigentümer nicht zulassen würden. Das würde das Minderungsrecht und den kleinen Schadenersatz betreffen. Darüber hinaus könne die GdWE im Rahmen der ordnungsgemäßen Verwaltung des Gemeinschaftseigentums die auf ordnungsgemäße Herstellung desselben gerichteten Rechte durch Mehrheitsbeschluss an sich ziehen (BGH, Urteil vom 15.01.2010 - V ZR 80/09 -).
Diese Beschlusskompetenz zur Vergemeinschaftung von Mängelrechten würde auch dann der Gesamtgemeinschaft (und nicht der Untergemeinschaft) zustehen, wenn die Mängel nur den einer Untergemeinschaft zugeordneten Teil einer Anlage betreffen würden. Ansonsten wäre eine effektive Rechtsverfolgung beeinträchtigt. Zum Einen würde sich vielfach zum Zeitpunkt der Beschlussfassung über die Vergemeinschaftung noch nicht sicher abschätzen lassen, ob sich ein Sachmangel auf das Gebäude mit den Mängelsymptomen beschränkt, zum Anderen sei denkbar, dass ein Haus einer Mehrhausanlage einen Mangel aufweise, die Mangelsymptome aber an einem anderen Haus zum Vorschein treten würden. Es müsse aber von vornherein klar und eindeutig feststehen, welchem Rechtsträger die Beschlusskompetenz zustünde; dies sei nur zu erreichen, wenn wie Beschlusskompetenz alleine der Gesamtgemeinschaft zugeordnet würde.
BGH, Urteil vom 23.01.2024 -
V ZR 132/23 -
Aus den Gründen:
Tenor
Die Revision gegen das Urteil der 25. Zivilkammer des Landgerichts Düsseldorf vom 14. Juni 2023 wird auf Kosten der Klägerin zurückgewiesen.
Von Rechts wegen
Tatbestand
Die Klägerin
ist Mitglied der beklagten Gemeinschaft der Wohnungseigentümer (GdWE). Sie
teilte das Grundstück als Bauträgerin nach der Sanierung der beiden Häuser der
Anlage unter Bildung der Untergemeinschaften G.straße 54 und G.straße 56
in Wohnungs- und Teileigentum auf. Die Untergemeinschaft G.straße 54 besteht
aus acht Einheiten mit insgesamt 635 Miteigentumsanteilen, die
Untergemeinschaft G.straße 56 aus fünf Einheiten mit 365 Miteigentumsanteilen.
Die
Gemeinschaftsordnung enthält dazu folgende Regelungen:
„§ 3
Abs. 5:
Bei den
Regelungen dieser Gemeinschaftsordnung als auch der zugrunde liegenden
Teilungserklärung ist immer davon auszugehen, dass die auf dem Grundstück
aufstehenden Wohngebäude … im Ergebnis so weit wie möglich getrennt und
unabhängig voneinander behandelt werden, so dass die Einheiten 1 bis mit 8 (G.straße
54) und die Einheiten 9 bis mit 13 (G.straße 56) jeweils eine gesonderte
Wirtschaftsgemeinschaft und hinsichtlich ihres Gebäudes eine eigene, getrennte
Eigentümergemeinschaft bilden. Dazu gilt folgendes:
a) Der
jeweiligen (Unter-) Eigentümergemeinschaft der beiden genannten Häuser … steht
die Nutzung ihres jeweiligen Gebäudes jeweils gemeinschaftlich unter Ausschluss
der Nutzung durch die Miteigentümer des anderen Hauses zu. Diesem
Sondernutzungsrecht unterliegen das gesamte gemeinschaftliche Eigentum des
jeweiligen Hauses, insbesondere die konstruktiven Teile des Gebäudes sowie die
technischen Einrichtungen und gemeinschaftlichen Anlagen, soweit diese nicht im
Sondereigentum eines Wohnungseigentümers stehen oder diesem zur Sondernutzung
zugewiesen sind. Die Miteigentümer eines Hauses besitzen sämtliche Rechte und
Pflichten an ihrem Gebäude so, wie wenn es sich um eine eigene
Eigentümergemeinschaft handelt, mithin die beiden betreffenden Grundstücke real
geteilt wären. Die Miteigentümer eines Hauses entscheiden allein über bauliche
Maßnahmen an ihrem Gebäude. Im Zweifel entscheidet der Verwalter für die
gesamte Wohnungseigentümergemeinschaft über die Zulässigkeit einer solchen
Veränderung. …
c) Jede
Untergemeinschaft hält eine gesonderte Eigentümerversammlung ab, die über die
Belange entscheidet, die nur diese Gemeinschaft betrifft. In dieser Versammlung
haben nur die Eigentümer der in dem Haus gelegenen Einheiten Stimmrecht. Das
Stimmrecht bestimmt sich auch insoweit nach den Miteigentumsanteilen, bezogen
auf das jeweilige Teilobjekt … ."
Am
4. Februar 2020 fand eine außerordentliche Eigentümerversammlung der
Gesamtgemeinschaft statt, bei der zu TOP 5 beschlossen wurde, die Ausübung
der auf die ordnungsgemäße Herstellung des Gemeinschaftseigentums gerichteten
Erfüllungs- und Nacherfüllungsansprüche sowie die sonstigen primären
Mängelrechte, die den Erwerbern gegen die Klägerin als Bauträgerin zustehen, an
sich zu ziehen. Auf der Grundlage dieses Beschlusses nimmt die GdWE die
Klägerin vor dem Landgericht auf Zahlung von Vorschuss für die Beseitigung
behaupteter Mängel am Gemeinschaftseigentum in Anspruch. Die in dem
Rechtsstreit geltend gemachten Mängel beziehen sich ausschließlich auf das
Objekt G.straße 54. Darüber wird vor dem Landgericht Beweis erhoben.
In der
Eigentümerversammlung vom 15. Oktober 2021 beschloss die
Gesamtgemeinschaft zu TOP 14, den Prozess vor dem Landgericht zunächst
fortzuführen, das Ergebnis des gerichtlich beauftragten Gutachters abzuwarten
und im Anschluss einen Vergleich mit der Klägerin anzustreben. Zu TOP 15 wurde
beschlossen, eine einmalige Sonderumlage in Höhe von 6.000 € zur
Finanzierung der Prozesskosten anteilig entsprechend den Miteigentumsanteilen
der Wohnungseigentümer zu erheben.
Gestützt auf
die Ansicht, der Gesamtgemeinschaft fehle die Beschlusskompetenz, da der
Rechtsstreit vor dem Landgericht allein die Untergemeinschaft G.straße 54
betreffe, und die Beschlüsse entsprächen zudem nicht ordnungsmäßiger
Verwaltung, wendet sich die Klägerin gegen die zu TOP 14 und 15 gefassten
Beschlüsse mit der Beschlussmängelklage. Das Amtsgericht hat der Klage
stattgegeben. Auf die Berufung der beklagten GdWE hat das Landgericht die Klage
abgewiesen. Mit der von dem Landgericht zugelassenen Revision möchte die
Klägerin die Wiederherstellung der amtsgerichtlichen Entscheidung erreichen.
Die Beklagte beantragt die Zurückweisung des Rechtsmittels.
Entscheidungsgründe
I.
Das
Berufungsgericht meint, die angefochtenen Beschlüsse seien nicht nichtig und
widersprächen zudem nicht den Grundsätzen ordnungsmäßiger Verwaltung.
Entscheidend sei, dass die Eigentümerversammlung der gesamten
Wohnungseigentümergemeinschaft die Ausübung der Erfüllungs- und
Nacherfüllungsansprüche sowie der Sachmängelrechte mit Beschluss vom
4. Februar 2020 an sich gezogen habe. Hierzu sei sie auch nach
Inkrafttreten des Wohnungseigentumsmodernisierungsgesetzes (WEMoG) berechtigt
gewesen. Dieser Beschluss sei weder angefochten worden noch sei er mangels
Beschlusskompetenz der GdWE nichtig. Zwar könnten in Mehrhausanlagen - wie
hier - durch Vereinbarung weitgehend verselbstständigte
Untergemeinschaften gebildet werden. Das bedeute aber nicht, dass allein der
jeweiligen Untergemeinschaft die Beschlusskompetenz für die Vergemeinschaftung
von Rechten gegenüber dem Bauträger zukomme. Vom Gesetz abweichende Regelungen
in der Gemeinschaftsordnung müssten klar und eindeutig formuliert sein. Die
Gemeinschaftsordnung der Beklagten verhalte sich in keiner Weise zu der
Geltendmachung von Sachmängelansprüchen gegen den Bauträger. Die
Beschlusskompetenz für die Entscheidung über deren Vergemeinschaftung stehe
allein der Gesamtgemeinschaft zu, denn nur diese sei rechtsfähig. Daher dürfe
die Gesamtgemeinschaft auch über die Fortführung des von ihr eingeleiteten
Rechtsstreits und dessen Finanzierung beschließen.
Der Beschluss
zu TOP 14 widerspreche auch nicht den Grundsätzen ordnungsmäßiger Verwaltung.
Er leide insbesondere nicht an einem Ladungsmangel. Der Beschluss zu TOP 15 sei
inhaltlich hinreichend bestimmt und wirke nicht zurück, da die Fälligkeit der
Sonderumlage erst auf den 15. November 2021 festgesetzt worden sei.
II.
Das hält
revisionsrechtlicher Nachprüfung stand.
1. Zu
Recht verneint das Berufungsgericht Beschlussmängel im Hinblick auf den
Beschluss zu TOP 14 vom 15. Oktober 2021.
a) Der
Beschluss zu TOP 14 ist nicht wegen mangelnder Beschlusskompetenz der
Gesamtgemeinschaft nichtig, wie das Berufungsgericht rechtsfehlerfrei annimmt.
Die Gesamtgemeinschaft hat die auf Beseitigung von Baumängeln am
Gemeinschaftseigentum gerichteten Rechte der Wohnungseigentümer durch nicht
angefochtenen Beschluss vom 4. Februar 2020 wirksam an sich gezogen und
war infolgedessen auch befugt, in der Wohnungseigentümerversammlung am
15. Oktober 2021 über die mit der Prozessführung im Zusammenhang stehenden
Folgeangelegenheiten zu entscheiden.
aa) Den
TOP 14 zugrundeliegenden Beschluss über die Vergemeinschaftung der
Mängelrechte vom 4. Februar 2020 konnte nur die Gesamtgemeinschaft fassen,
nicht aber die Untergemeinschaft G.straße 54.
(1)
Gemäß § 10 Abs. 1 Satz 2 WEG können allerdings in
Mehrhausanlagen durch Vereinbarung - wie hier - weitgehend
verselbstständigte Untergemeinschaften gebildet werden (st. Rspr.; vgl. nur
Senat, Urteil vom 16. Juli 2021 - V ZR 163/20, NJW 2021, 3057
Rn. 7 mwN). Damit ist aber nicht gesagt, dass ausschließlich die auf diese
Weise gebildeten Untergemeinschaften über sämtliche „ihrer"
Angelegenheiten eigenständig entscheiden dürfen. Nach der Rechtsprechung des
Senats kann den Mitgliedern der für einzelne Gebäude oder Gebäudekomplexe
gebildeten Untergemeinschaften durch die Gemeinschaftsordnung für eine
Mehrhausanlage zwar die Kompetenz eingeräumt werden, unter Ausschluss der
anderen Eigentümer die Durchführung von Instandhaltungs-, Instandsetzungs- und
Sanierungsmaßnahmen zu beschließen, die ein zu der jeweiligen Untergemeinschaft
gehörendes Gebäude betreffen, wenn zugleich bestimmt wird, dass die durch diese
Maßnahmen verursachten Kosten im Innenverhältnis allein von den Mitgliedern der
jeweiligen Untergemeinschaft zu tragen sind (vgl. Senat, Urteil vom
10. November 2017 - V ZR 184/16, NJW 2018, 1309 Rn. 21
ff.). Der Senat hat aber andererseits entschieden, dass auch dann, wenn nach
der Gemeinschaftsordnung einer Mehrhausanlage Untergemeinschaften in eigener
Zuständigkeit nach dem Vorbild selbstständiger Eigentümergemeinschaften über
die Lasten und Kosten entscheiden, für die Gesamtgemeinschaft eine einheitliche
Jahresrechnung erstellt und beschlossen werden muss (vgl. Senat, Urteil vom 16. Juli
2021 - V ZR 163/20, NJW 2021, 3057 Rn. 8 ff.). Wie es sich
verhält, wenn eine Untergemeinschaft - wie hier - nach der
Teilungserklärung eine eigene Teilversammlung abhalten darf und gleichwohl die
Versammlung aller Wohnungseigentümer in einer die Untergemeinschaft
betreffenden Angelegenheit abgestimmt hat, hat der Senat ausdrücklich
offengelassen (vgl. Senat, Urteil vom 26. Juni 2020 - V ZR
199/19, NJW-RR 2020, 959 Rn. 14). Diese Frage kann auch hier dahinstehen.
(2) Sind
nach der Gemeinschaftsordnung einer Mehrhausanlage weitgehend
verselbstständigte Untergemeinschaften gebildet, kann richtigerweise nur die
Gesamtgemeinschaft der Wohnungseigentümer die den einzelnen Erwerbern aus den
jeweiligen Verträgen mit dem Veräußerer wegen Mängeln des
Gemeinschaftseigentums zustehenden Rechte auf ordnungsgemäße Herstellung des
Gemeinschaftseigentums durch Mehrheitsbeschluss zur alleinigen Durchsetzung an
sich ziehen (ähnlich auch Eichhorn, ZfIR 2015, 8, 10).
(a) Im
Ausgangspunkt stehen die Rechte wegen Mängeln des Gemeinschaftseigentums den
Erwerbern aus den mit dem Veräußerer jeweils geschlossenen Verträgen zu. Daher
ist der Erwerber von Wohnungseigentum grundsätzlich berechtigt, seine
individuellen Rechte aus dem Vertrag mit dem Veräußerer selbstständig zu
verfolgen, solange durch sein Vorgehen gemeinschaftsbezogene Interessen der
Wohnungseigentümer oder schützenswerte Interessen des Veräußerers nicht
beeinträchtigt sind. So kann der Erwerber die nicht gemeinschaftsbezogenen
Rechte auf großen Schadensersatz oder Rücktritt selbstständig geltend machen.
Aber auch die auf ordnungsgemäße Herstellung des Gemeinschaftseigentums
gerichteten Mängelansprüche kann der Erwerber grundsätzlich selbstständig
verfolgen. Die GdWE ist jedoch für die Geltendmachung und Durchsetzung solcher
Rechte von vornherein allein zuständig, die ihrer Natur nach
gemeinschaftsbezogen sind und ein eigenständiges Vorgehen des einzelnen
Wohnungseigentümers nicht zulassen. Das betrifft die Rechte auf Minderung und
auf kleinen Schadensersatz. Darüber hinaus kann die
Wohnungseigentümergemeinschaft im Rahmen der ordnungsmäßigen Verwaltung des
Gemeinschaftseigentums die Ausübung der auf die ordnungsgemäße Herstellung des
Gemeinschaftseigentums gerichteten Rechte der einzelnen Erwerber aus den
Verträgen mit dem Veräußerer durch Mehrheitsbeschluss an sich ziehen. In der
Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs ist insoweit anerkannt, dass die
Wohnungseigentümergemeinschaft mehrheitlich beschließen kann, wegen eines
Mangels des Gemeinschaftseigentums Vorschuss zu fordern oder einen auf die
Beseitigung von Mängeln des Gemeinschaftseigentums gerichteten Erfüllungs- oder
Nacherfüllungsanspruch durchzusetzen (vgl. Senat, Urteil vom
15. Januar 2010 - V ZR 80/09, NJW 2010, 933 Rn. 7;
BGH, Urteil vom 12. April 2007 - VII ZR 236/05, BGHZ 172, 42
Rn. 20). Auch nach dem am 1. Dezember 2020 in Kraft getretenen
Wohnungseigentumsmodernisierungsgesetz (WEMoG) ist die GdWE nach § 18
Abs. 1, § 19 Abs. 2 Nr. 2 WEG befugt, die auf Beseitigung
von Mängeln am Gemeinschaftseigentum gerichteten Rechte der Erwerber von
Wohnungseigentum durch Mehrheitsbeschluss zur alleinigen Durchsetzung an sich
zu ziehen (vgl. Senat, Urteil vom 11. November 2022 - V ZR
213/21, NJW 2023, 217 Rn. 30; BGH, Urteil vom 9. November 2023 - VII ZR
241/22, NZM 2024, 113 Rn. 32).
(b)
Entscheidend für die alleinige Beschlusskompetenz der Gesamtgemeinschaft
sprechen die Gründe, die zur Anerkennung der Vergemeinschaftung geführt haben.
Schon im Ausgangspunkt bezieht sich die Vergemeinschaftung der auf Beseitigung
von Herstellungsmängeln am Gemeinschaftseigentum gerichteten werkvertraglichen
Erfüllungs- oder Nacherfüllungsansprüche regelmäßig auf die Individualrechte
aller Wohnungseigentümer und nicht nur der Mitglieder einzelner
Untergemeinschaften. Damit begründet die Gesamtgemeinschaft ihre alleinige
Zuständigkeit und schließt ein selbstständiges Vorgehen der Erwerber aus
(§ 18 Abs. 1 WEG). Den einzelnen Wohnungseigentümern wird die
materielle Ausübungsbefugnis entzogen mit der Folge des Verlusts auch der
Prozessführungsbefugnis kraft Gesetzes (vgl. Senat, Urteil vom
11. November 2022 - V ZR 213/21, NJW 2023, 217 Rn. 34).
Geltend machen kann die Mängelrechte im Außenverhältnis allein die
Gesamtgemeinschaft, die - anders als die rechtlich unselbstständige
Untergemeinschaft (vgl. Senat, Urteil vom 10. November 2017
- V ZR 184/16, NJW 2018, 1309 Rn. 18) - partei- und rechtsfähig
ist (§ 9a Abs. 1 Satz 1 WEG). Der Entzug der materiellen
Ausübungsbefugnis mit der Folge des Verlusts auch der Prozessführungsbefugnis
kraft Gesetzes stellt jedenfalls bei vertraglich begründeten Individualrechten
einen gravierenden Eingriff in die Privatautonomie (Art. 2
Abs. 1 GG) dar, die auch verbürgt, dass eigene Rechte grundsätzlich
selbst ausgeübt und prozessual durchgesetzt werden können (Senat, Urteil vom
11. November 2022 - V ZR 213/21, aaO Rn. 34). Daher können
die Ansprüche der Erwerber nur vergemeinschaftet werden, wenn die
ordnungsgemäße Verwaltung ein gemeinschaftliches Vorgehen erfordert. Die
ordnungsgemäße Verwaltung erfordert es regelmäßig, dass alle Wohnungseigentümer
einen gemeinschaftlichen Willen darüber bilden, wie die ordnungsgemäße
Herstellung des Gemeinschaftseigentums zu bewirken ist. Nur eine solche
gemeinschaftliche, allein verbindliche und koordinierte Willensbildung verhindert
zudem, dass der Veräußerer verschiedenartigen Ansprüchen ausgesetzt wird, die
letztlich doch nicht durchsetzbar wären (vgl. BGH, Urteil vom 12. April 2007
- VII ZR 236/05, BGHZ 172, 42 Rn. 20), und ermöglicht eine effektive
Durchsetzung der werkvertraglichen Sachmängelansprüche im Außenverhältnis. Das
gilt nicht nur im Hinblick auf Erfüllungs- oder Nacherfüllungsansprüche,
sondern auch für Ansprüche auf Vorschuss oder Aufwendungsersatz, die davon
abhängen, wie die Selbstvornahme bewirkt wird. Letztlich liegt es auch im Interesse
des Veräußerers, dass sich nicht unterschiedliche Untergemeinschaften wegen des
gleichen Sachmangels an verschiedenen Gebäuden einer Mehrhausgemeinschaft für
die Geltendmachung unterschiedlicher Sachmängelansprüche entscheiden.
(c) Die
Beschlusskompetenz für die Vergemeinschaftung von Mängelrechten steht auch dann
allein der Gesamtgemeinschaft und nicht der Untergemeinschaft zu, wenn die
Mängel nur den einer Untergemeinschaft zugeordneten Teil der Anlage betreffen.
Denn die gebotene effektive Rechtsverfolgung wäre beeinträchtigt, wenn eine
einzelne verselbstständigte Untergemeinschaft eigenverantwortlich über das
weitere Vorgehen entscheiden könnte. Vielfach wird sich im Zeitpunkt der
Beschlussfassung über die Vergemeinschaftung der auf Beseitigung von
Herstellungsmängeln am Gemeinschaftseigentum gerichteten werkvertraglichen
Erfüllungs- oder Nacherfüllungsansprüche nicht mit der notwendigen Sicherheit
abschätzen lassen, ob sich ein Sachmangel auf das Gebäude beschränkt, an
welchem sich Mangelsymptome zeigen, oder ob andere Häuser der Mehrhausanlage
Sachmängel gleicher Art aufweisen, ohne dass bereits Mangelsymptome
hervorgetreten sind. Denkbar ist ebenfalls, dass ein Haus einer Mehrhausanlage
einen Sachmangel aufweist, die Mangelsymptome aber an einem anderen Gebäude der
Anlage zum Vorschein treten. Eine auf Mängel des „eigenen“ Hauses beschränkte
Beschlusskompetenz der Untergemeinschaft würde zu nicht hinnehmbaren
Rechtsunsicherheiten im Hinblick auf die Beschlusskompetenz führen. Bei
Beschlussfassung ließe sich nämlich vielfach nicht mit der notwendigen
Sicherheit abschätzen, ob sich ein Mangel auf ein Gebäude - gegebenenfalls auf
welches - beschränkte, so dass die jeweils betroffene Untergemeinschaft über
die Vergemeinschaftung der werkvertraglichen Erfüllungs- oder
Nacherfüllungsansprüche entscheiden dürfte, oder ob die Gesamtgemeinschaft den
Vergemeinschaftungsbeschluss fassen müsste. Bisweilen bedürfte es zur Klärung
der Beschlusskompetenz vorab einer nicht prozessökonomischen und
kostenintensiven Beweisaufnahme über Art und Umfang der Sachmängel. Unter
Umständen träte erst nach Beschlussfassung zutage, dass die unzuständige
Gemeinschaft den Beschluss gefasst hat, weil der Umfang der Sachmängel bei
Beschlussfassung unzutreffend eingeschätzt wurde. Es muss aber von vornherein
klar und eindeutig feststehen, welchem Rechtsträger die Beschlusskompetenz
zusteht; dieses Ergebnis lässt sich nur erzielen, indem die Beschlusskompetenz
allein der Gesamtgemeinschaft zugeordnet wird.
bb)
Anders als die Revision meint, fehlt es der GdWE selbst dann nicht an einer
Beschlusskompetenz für die Vergemeinschaftung der Mängelrechte durch den
Beschluss zu TOP 5 der Eigentümerversammlung vom 4. Februar 2020, wenn die
Klägerin mit drei Wohnungseigentümern nicht durch Bauträgerverträge, sondern
durch Kaufverträge verbunden sein sollte. Eine unterschiedliche Beurteilung der
Befugnisse der GdWE danach, ob sich die Ansprüche nach Kauf- oder
Werkvertragsrecht richten, findet im Gesetz keine Stütze; für eine solche
Differenzierung der auf das gleiche Ziel gerichteten Ansprüche besteht
jedenfalls dann kein Anlass, wenn - wie hier - gleichgerichtete
Ansprüche mehrerer Erwerber gegen einen einzigen Veräußerer bestehen (vgl.
Senat, Urteil vom 11. November 2022 - V ZR 213/21, NJW 2023, 217
Rn. 37).
b) Der
Beschluss zu TOP 14 widerspricht nicht deshalb ordnungsmäßiger Verwaltung,
weil der Verwalter die Wohnungseigentümer in einer für deren Willensbildung
ursächlichen Weise fehlerhaft über die Tatsachengrundlage der Entscheidung
unterrichtet haben soll. Dies verneint das Berufungsgericht ohne Rechtsfehler;
die darauf bezogene Verfahrensrüge hat der Senat geprüft und nicht als
durchgreifend erachtet (§ 564 Satz 1 ZPO).
2.
Ferner ist nicht zu beanstanden, dass das Berufungsgericht den zu TOP 15
gefassten Beschluss vom 15. Oktober 2021 über die Erhebung einer
Sonderumlage zur Prozessfinanzierung für rechtmäßig erachtet. Die Kompetenz,
durch Beschluss über die gerichtliche Geltendmachung der vergemeinschafteten
Ansprüche und die mit der Prozessführung im Zusammenhang stehenden Fragen zu
entscheiden, steht ebenfalls allein der Gesamtgemeinschaft der
Wohnungseigentümer zu. Zutreffend nimmt das Berufungsgericht ferner an, dass dem
Beschlussinhalt keine Rückwirkung zukommt, da die Wohnungseigentümer am
15. Oktober 2021 die Erhebung einer erst zum 15. November 2021
fälligen Sonderumlage beschlossen haben.
a) Zwar
wird im Schrifttum vertreten, dass eine rückwirkende Fälligkeit einer
Sonderumlage nicht beschlossen werden darf (vgl. Bärmann/Becker, WEG,
15. Aufl., § 28 Rn. 105; Jennißen in Jennißen, WEG, 8. Aufl.,
§ 28 Rn. 82). Ob dem generell zu folgen ist, kann dahinstehen, da die
Wohnungseigentümer bei der gebotenen objektiven Auslegung (vgl. Senat, Urteil
vom 15. Januar 2010 - V ZR 72/09, NJW 2010, 3093 Rn. 9) die
Erhebung einer Sonderumlage beschlossen haben, die erst nach der
Beschlussfassung fällig wird. Die Auslegung des Berufungsgerichts hält der
uneingeschränkten Nachprüfung durch das Revisionsgericht (st. Rspr.; vgl. nur
Senat, Urteil vom 13. Dezember 2019 - V ZR 203/18, NJW 2020, 1354 Rn.
7 mwN) stand.
b)
Entgegen der Ansicht der Revision wird die Wirksamkeit des Beschlusses über die
Erhebung der Sonderumlage auch nicht deshalb in Frage gestellt, weil die auf
die jeweiligen Eigentümer entfallenden Anteile der der Gesamthöhe nach
angegebenen Sonderumlage nicht in absoluten Beträgen beziffert werden, sondern
nur auf die aufgeführten Miteigentumsanteile als Maßstab der auf die einzelnen
Eigentümer entfallenden Anteile der Sonderumlage Bezug genommen wird.
aa) Der
Inhalt eines Eigentümerbeschlusses muss, insbesondere weil ein
Sonderrechtsnachfolger nach § 10 Abs. 3 Satz 2 WEG an Beschlüsse
gebunden ist, inhaltlich bestimmt und klar sein. Es besteht ein Interesse des
Rechtsverkehrs, die durch die Beschlussfassung eingetretenen Rechtswirkungen
der Beschlussformulierung entnehmen zu können. Eigentümerbeschlüsse sind daher
„aus sich heraus" auszulegen, und Umstände außerhalb des protokollierten
Beschlusses dürfen nur herangezogen werden, wenn sie nach den besonderen
Verhältnissen des Einzelfalls für jedermann ohne Weiteres erkennbar sind (vgl.
Senat, Urteil vom 8. April 2016 - V ZR 104/15, NJW-RR 2016, 985
Rn. 9). Um eine Zahlungspflicht der Eigentümer zu begründen, muss auch der
Beschluss über die Erhebung einer Sonderumlage hinreichend bestimmt sein. Da
die Sonderumlage der Sache nach eine Ergänzung des geltenden Wirtschaftsplans
ist (vgl. Senat, Urteil vom 13. Januar 2012 - V ZR 129/11,
NJW-RR 2012, 343 Rn. 15), muss der Beschluss anteilmäßige Beitragsverpflichtungen
der Wohnungseigentümer festlegen (vgl. Senat, Beschluss vom 15. Juni 1989
- V ZB 22/88, NJW 1989, 3018). Grundsätzlich muss damit in einem
Beschluss über die Erhebung einer Sonderumlage auch die auf den einzelnen
Eigentümer entfallende Summe betragsmäßig bestimmt sein. Es reicht aber aus,
wenn der geschuldete Einzelbetrag objektiv eindeutig bestimmbar ist und von den
Wohnungseigentümern selbst ohne Weiteres errechnet werden kann (vgl. BayObLG
NZM 2003, 66; NJW-RR 1998, 1386; NJW-RR 1990, 720, 721; NJWE-MietR 1997, 36;
KG, NJW-RR 1991, 912; LG München I, ZMR 2021, 346 f.; BeckOGK/G. Hermann,
WEG [1.12.2023], § 28 Rn. 71; Staudinger/Lehmann-Richter, BGB [2023],
§ 28 WEG Rn. 36; aA Hügel/Elzer, WEG, 3. Aufl., § 28 Rn. 53).
bb) Nach
diesen Grundsätzen ist der angefochtene Beschluss über die Erhebung der
Sonderumlage zweifellos hinreichend bestimmt. Die Wohnungseigentümer haben
beschlossen, eine Sonderumlage in Höhe von insgesamt 6.000 € zu erheben,
die von den aufgeführten Wohnungseigentümern anteilig entsprechend den in den
Beschlusstext aufgenommenen Miteigentumsanteilen zu tragen ist. Auf der
Grundlage dieses Maßstabs kann jeder Wohnungseigentümer den auf ihn
entfallenden Anteil an der Sonderumlage unschwer ermitteln.
III.
Die
Kostenentscheidung folgt aus § 97 Abs. 1 ZPO.
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