Dass eine Mieterhöhung unter Zugrundelegung eines (qualifizierten)
Mietspiegels begründet werden kann, ist bekannt, § 558a Abs. 2 Nr. 1 BGB. Aber
was macht der Vermieter, wenn für das Objekt ein Ausschluss im Mietspiegel
enthalten ist ? Im Berliner Mietspiegel 2011 war ausdrücklich ausgeführt, dass
dieser nicht für 1- und 2-Familienhäuser und Reihenhäuser anwendbar wäre.
Gleichwohl legte der Kläger diesen bei seinem Erhöhungsbegehren zugrunde. Zu
Recht, wie die Instanzgerichte einschließlich des BGH auf die zugelassene
Revision meinten.
Zunächst weist der BGH auf seine
ständige Rechtsprechung hin, dass an ein Mieterhöhungsverlangen nach § 558a BGB
keine überhöhten Anforderungen gestellt werden dürften. Ausreichend sei, dass
dem Mieter im Interesse einer außergerichtlichen Einigung die Tatsachen
mitgeteilt würden, die es ihm zumindest ansatzweise ermöglichen würden, die
Berechtigung zu prüfen. Damit würde es regelmäßig ausreichen sein, wenn der Vermieter
die ortsübliche Vergleichsmiete angibt und, bei Bezugnahme auf einen
Mietspiegel, die nach seiner Auffassung einschlägigen Kategorien des Mietspiegels benennt. Die Richtigkeit
dieser Einordnung sei keine Frage der formellen Wirksamkeit des
Erhöhungsbegehrens, sondern eine Frage der materiellen Begründetheit.
Diese Unterscheidung zwischen
formeller Wirksamkeit und materieller Begründetheit ist entscheidend. Der formellen
Wirksamkeit des Erhöhungsbegehrens würde nicht entgegenstehen, dass der Kläger
sich auf den Mietspiegel bezieht, obwohl in diesem für Reihenhäuser, wie es
hier Mietgegenstand war, ausdrücklich ausführte, dass der Mietspiegel nicht
anwendbar sei. Insoweit verweist der BGH auf seine Entscheidung zum Mietspiegel
Krefeld 2002, in der er bereits zum Ausdruck gebracht habe, dass regelmäßig die
Mieten in Wohnungen in Mehrfamilienhäusern unter denen für Einfamilienhäusern
lägen. Soweit die Revision darauf verwies, dass damals im Mietspiegel kein Ausschluss
der Anwendbarkeit für Einfamilienhäuser bestimmt gewesen sei, vorliegend aber
ein Ausschluss benannt wurde, würde diese Rüge nicht greifen. Es ändere nichts
an der formellen Wirksamkeit.
Lediglich ließe sich sowohl bei
dem damals streitgegenständlichen Mietspiegel Krefeld 2002 wie auch jetzt bei
dem Berliner Mietspiegel 2011 feststellen, dass diesen Datenmaterial für die
fragliche Kategorie (hier: Reihenhaus) zur Bestimmung der ortsüblichen
Vergleichsmiete nicht zugrunde liegen würde. Dies führe allerdings nur dazu,
dass im Rahmen der Begründetheit des Mieterhöhungsverlangens eine Indizwirkung für
die gerichtliche Bestimmung der ortsüblichen Vergleichsmiete nicht gegeben sei.
Gleichwohl könnten aber die im Mietspiegel benannten Entgelte eine
Orientierungshilfe geben, ob vorliegend die vom Kläger begehrte neue Miete für
das Reihenhaus der ortsüblichen Miete entspricht, da erfahrungsgemäß die Mieten
dafür über den Mieten in Mehrfamilienhäusern mit vergleichbaren
Wohnwertmerkmalen lägen.
Schlussendlich weist der BGH
darauf hin, dass sich das Berufungsgericht davon überzeugt habe, dass das
Mieterhöhungsverlangen auch materiell berechtigt sei.
BGH, Hinweisbeschluss vom 26.04.2016 – VIII ZR 54/15 -
Aus den Gründen:
Tenor
- Der Senat beabsichtigt, die zugelassene Revision durch einstimmigen Beschluss gemäß § 552a ZPO zurückzuweisen.
Gründe
- I.
- Die Beklagten sind seit 2007 Mieter eines Reihenendhauses der Klägerin in Berlin.
- Unter Bezugnahme auf den Berliner Mietspiegel 2011 forderte die Klägerin die Beklagten mit Schreiben vom 11. April 2012 auf, einer Erhöhung der Netto-Kaltmiete auf 10,23 €/qm zuzustimmen. Die Klägerin ist der Auffassung, der Berliner Mietspiegel 2011 sei ein taugliches Begründungsmittel, weil das dem Baualter (1995) und der Fläche des Hauses entsprechende Feld L 11 des Mietspiegels bei einem Unterwert von 6,01 €/qm, einem Mittelwert von 8,19 €/qm und einem Oberwert von 10,23 €/qm geeignet sei, die ortsübliche Vergleichsmiete, die im Streitfall angesichts besonderer Ausstattungsmerkmale des Hauses sogar bei 10,53 €/qm liege, wiederzugeben. Dabei sei es ohne Bedeutung, dass im Mietspiegel ausdrücklich ausgeführt sei, dass er "auf Wohnungen in Ein- und Zweifamilienhäusern sowie in Reihenhäusern" nicht anwendbar sei. Die Beklagten halten hingegen das Mieterhöhungsverlangen aus vorgenannten Gründen für formell unwirksam.
- Das Amtsgericht hat der auf Zustimmung zur begehrten Mieterhöhung gerichteten Klage stattgegeben. Die hiergegen gerichtete Berufung der Beklagten ist beim Landgericht ohne Erfolg geblieben. Mit der vom Berufungsgericht zugelassenen Revision verfolgen die Beklagten ihr Klageabweisungsbegehren weiter.
- II.
- Entgegen der Auffassung des Berufungsgerichts liegt ein Grund für die Zulassung der Revision nicht vor (§ 552a Satz 1, § 543 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1, Nr. 2 ZPO). Die Rechtssache hat weder grundsätzliche Bedeutung noch ist eine Entscheidung des Revisionsgerichts zur Fortbildung des Rechts oder zur Sicherung einer einheitlichen Rechtsprechung erforderlich.
- 1. Nach der gefestigten Rechtsprechung des Senats dürfen an die Begründung eines Mieterhöhungsverlangens nach § 558a Abs. 1 BGB keine überhöhten Anforderungen gestellt werden. Denn Zweck des Begründungserfordernisses ist es (lediglich), dem Mieter im Interesse einer außergerichtlichen Einigung Tatsachen mitzuteilen, die es dem Mieter ermöglichen, die vom Vermieter begehrte Mieterhöhung - zumindest ansatzweise - auf ihre Berechtigung überprüfen zu können (Senatsurteil vom 3. Februar 2016 - VIII ZR 69/15, WuM 2016, 219 Rn. 10 f.). So genügt es regelmäßig, wenn der Vermieter in dem Erhöhungsverlangen die ortsübliche Vergleichsmiete angibt und - soweit ein Mietspiegel als Begründungsmittel herangezogen wird - die nach seiner Auffassung einschlägigen Kategorien des Mietspiegels benennt. Die Richtigkeit dieser Einordnung ist keine Frage der formellen Wirksamkeit, sondern der materiellen Begründetheit des Erhöhungsverlangens (Senatsurteile vom 3. Juli 2013 - VIII ZR 269/12, GE 2013, 1133 Rn. 23; vom 28. März 2012 - VIII ZR 79/11, NJW-RR 2012, 710 Rn. 16; vom 11. März 2009 - VIII ZR 74/08, NJW 2009, 1667 Rn. 8; jeweils mwN). An diesen Rechtsgrundsätzen, zu deren Modifizierung der Streitfall keinen Anlass gibt, hält der Senat fest.
- 2. Die Revision hat auch keine Aussicht auf Erfolg.
- a) Das Berufungsgericht hat zu Recht angenommen, dass das Mieterhöhungsverlangen der Klägerin vom 11. April 2012 den vorbezeichneten formellen Anforderungen gerecht wird.
- Entgegen der Auffassung der Revision steht der formellen Wirksamkeit des Mieterhöhungsverlangens der Umstand nicht entgegen, dass im Berliner Mietspiegel 2011 ausdrücklich ausgeführt wird, dieser sei "auf Wohnungen in Ein- und Zweifamilienhäusern sowie in Reihenhäusern" nicht anwendbar.
- aa) Wie der Senat bereits in einem den Mietspiegel der Stadt Krefeld (2002) betreffenden Fall entschieden hat, reicht zur Begründung eines Erhöhungsverlangens für die Miete eines Einfamilienhauses die Bezugnahme auf einen an sich nicht einschlägigen Mietspiegel jedenfalls dann aus, wenn die verlangte Miete innerhalb der Mietpreisspanne für Wohnungen in Mehrfamilienhäusern liegt, denn es entspricht einem Erfahrungssatz, dass die Miete für Einfamilienhäuser im Regelfall über der Miete für Wohnungen in Mehrfamilienhäusern liegt (Senatsurteil vom 17. September 2008 - VIII ZR 58/08, NJW-RR 2009, 86 Rn. 11 f. mwN).
- bb) Die Revision - die zur Stützung ihrer Ansicht auf zwei das vorgenannte Senatsurteil kritisch kommentierende Stimmen im Schrifttum verweist (Schmidt-Futterer/Börstinghaus, Mietrecht, 12. Aufl., § 558a BGB Rn. 38a; MünchKommBGB/Artz, 6. Aufl., § 558a BGB Rn. 17) - meint, diese Entscheidung könne auf den Berliner Mietspiegel 2011 bereits deshalb nicht übertragen werden, weil im Gegensatz zu dem Krefelder Mietspiegel (2002) der Berliner Mietspiegel 2011 die Anwendbarkeit des Mietspiegels auf Wohnungen in Ein- und Zweifamilienhäusern sowie in Reihenhäusern ausdrücklich ausschließe.
- Dies trifft nicht zu. Ungeachtet des zutreffend beschriebenen Unterschieds der beiden Mietspiegel wird, wie bereits das Berufungsgericht richtig erkannt hat, das zur Begründung auf den Berliner Mietspiegel 2011 verweisende Mieterhöhungsverlangen der Klägerin den formellen Anforderungen gerecht.
- Weder der Krefelder Mietspiegel (2002) noch der Berliner Mietspiegel 2011 enthalten Datenmaterial für die Bestimmung der ortsüblichen Vergleichsmiete für Wohnungen in Ein- oder Zweifamilienhäusern beziehungsweise Reihenhäusern. Damit sind die für Wohnungen in Mehrfamilienhäusern in beiden Mietspiegeln angegebenen Entgelte zwar im Rahmen der Prüfung der Begründetheit eines auf sie Bezug nehmenden Mieterhöhungsverlangens nicht geeignet, eine Indizwirkung (vgl. hierzu Senatsurteil vom 21. November 2012 - VIII ZR 46/12, NZM 2013, 138 Rn. 16) für die gerichtliche Bestimmung der ortsüblichen Vergleichsmiete für Wohnungen zu entfalten, die sich in Ein- oder Zweifamilienhäusern beziehungsweise in Reihenhäusern befinden. Sehr wohl aber können die in derartigen Mietspiegeln genannten Entgelte dem Mieter eine Orientierungshilfe für die Einschätzung geben, ob die vom Vermieter für eine Wohnung in einem - wie hier - Reihenendhaus (neu) verlangte Miete der ortsüblichen Vergleichsmiete entspricht, weil für derartige Wohnungen gezahlte Mieten erfahrungsgemäß über den Mieten liegen, die für Wohnungen in Mehrfamilienhäuser mit vergleichbaren Wohnwertmerkmalen gezahlt werden. Mehr, als dem Mieter diese ansatzweise Überprüfung zu ermöglichen, muss das im Rahmen des Mieterhöhungsverlangens anzugebende Begründungsmittel nach § 558a Abs. 2 BGB nicht leisten.
- b) Das Berufungsgericht hat sich nach Beweisaufnahme davon überzeugt, dass das Mieterhöhungsverlangen der Klägerin auch materiell berechtigt ist. Dagegen ist revisionsrechtlich nichts zu erinnern. Das Berufungsgericht hat nach alledem die Berufung der Beklagten gegen das klagezusprechende Urteil des Amtsgerichts zu Recht zurückgewiesen.
- 3. Es besteht Gelegenheit zur Stellungnahme binnen drei Wochen ab Zustellung dieses Beschlusses.
Anmerkung: Das Verfahren hat sich durch anschließende Revisionsrücknahme erledigt.
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